„Einmal noch nach Hause“
10. Dezember 2022
Seit mehr als drei Monaten liegt Herr Manfred im Krankenhaus.
Er ist schwer erkrankt und die Ärzte haben ihn auf die Palliativstation verlegen lassen. Dort wird er liebevoll von den Schwestern und Pflegern des KeplerUniversitätsklinikums betreut und umsorgt.
Sein größter Wunsch wäre es, einfach einmal noch nach Hause. Einfach einmal noch zu seiner Frau, seinen Kindern und in die Wohnung. Doch dies scheint unmöglich, da er medizinisch betreut werden muss und sein Körper es auch nicht mehr zulässt, dass er in ein Auto steigt, geschweige denn, die Stufen in die Wohnung schafft. Deshalb wurden wir vom Verein -Rollende Engel- kontaktiert und verständigt. Binnen weniger Tage durften wir dann diesen Wunsch erfüllen. Unsere ehrenamtlichen Wunscherfüller Susanne & Florian machten sich auf den Weg nach Linz. Angekommen fanden sie einen sympathischen Fahrgast, der es vor Freude kaum aushielt, jetzt doch noch einmal nach Hause zu kommen.
Sicher und gemütlich ging es mit unserem „rollenden Engel“ zu seiner Wohnung. Danke unseres speziellen Transportstuhls ging es dann ganz bequem mit unserem Fahrgast in den 4. Stock hinauf. Dort wurde er bereits von der gesamten Familie liebevoll erwartet. Es flossen die Tränen. Keiner konnte es glauben, dass ihr Mann/Vater jetzt für kurze Zeit zuhause sein kann.
Seine Frau bekochte ihn sofort mit seiner Lieblingsspeise, während die Kinder mit ihrem Vater über vergangene Zeiten sprachen. Es wurden noch alle „wichtigen Dinge“ geklärt, gezeigt und besprochen, bevor es dann zum Essen war. Manfred sah man an, dass es zuhause am besten schmeckt.
Nach dem Essen setzten ihn unsere Wunscherfüller in seinen Lieblingsstuhl und dort verweilte er den ganzen Nachmittag. Keine Schmerzen, keine Medikamente mussten an diesem Nachmittag verabreicht werden. Unsere Wunscherfüller saßen im Nebenraum. Konnten alles genau mitverfolgen und sahen regelmäßig nach ihrem Fahrgast.
Die Familie schien glücklich zu sein und die Zeit verging wie im Fluge. Jeder schöne Tag nimmt auch einmal sein Ende. So auch an diesem Tag. Es wurde langsam dunkel und auch Manfred´s Kraft schwand langsam dahin. Wir beschlossen, den Rücktransport in das Krankenhaus anzutreten.
Es kam die Zeit, Abschied zu nehmen. Ein Moment, den keiner von uns Wunscherfüller liebt. Ein Moment, wo allen Beteiligten klar verständlich wird, jetzt nimmt dieser Wunsch ein Ende.
Umarmungen und Streicheleinheiten beginnen. Angehörigen kommen Tränen und versuchen diese zu überspielen.
Dennoch müssen wir Abschied nehmen und treten die Heimreise an. Manfred sieht von unserem Auto noch ein letztes Mal nach oben. Am Küchenfenster steht seine Frau. Sie ist stark, sie ist eine Kämpferin. Trotzdem sieht man auf die Entfernung die Tränen, welche an ihrer Wange herunterkullern. Sie winkt uns zu und wir rollen langsam weg. Im „Auto ist es still. Manfred denkt viel nach über sein Leben. „War es das jetzt wirklich?“
Auf der Station dürfen wir uns von unserem heutigen Fahrgast verabschieden. Und auch Manfred verabschiedet sich mit ganz rührenden Worten von uns.
Wir wünschen Manfred alles Liebe und Gute und sind stolz, so einen Kämpfer mit einer so tollen Familie kennengelernt zu haben.