Lebe wohl mein Bruder
28. Jänner 2023
Frau Edeltraud ist eine sympathische, junggebliebene 91 jährige Dame.
Aufgrund einer Krankheit ist sie auf Pflege angewiesen. Seit einigen Jahren lebt sie im Pflegeheim und fühlt sich dort sehr wohl. Kürzlich verstarb ihr jüngerer Bruder und die Angehörigen planten die Verabschiedung. Kopfzerbrechen und traurig stimmte alle Familienangehörigen, dass sie nicht wissen, wie Frau Edeltraud zu der Beerdigung nach Bad Goisern kommen soll. Ist sie doch bettlägerig, an den Rollstuhl angewiesen und benötigt medizinische Versorgung. Einer ihrer Söhne wurde durch unsere „Plakat-Aktion“ auf unseren Verein -Rollende Engel- aufmerksam und meldete sich bei uns. Binnen weniger Stunden hatten wir ein Team aus ehrenamtlichen, ausgebildeten Wunscherfüller zusammen und konnten den Wunsch zusagen.
Barbara, Markus & Florian holten ihren Fahrgast ab. Frau Edeltraud ist über den Verlust ihres Bruders sehr traurig. Sie freut sich aber unendlich, dass unser Team ihr nun den Wunsch erfüllt und sie zum Begräbnis bringt.
Vorsichtig ging es bei Schneegestöber nach Bad Goisern, wo schon eine ganze Trauergemeinde auf sie wartete. Angekommen wurde die Mama, Oma, Ur-Oma von allen begrüßt. Tränen flossen. Tränen der Trauer, über den Verlust des geliebten Bruders und Tränen vor Freude, endlich alle wieder einmal zu sehen.
Mit der Fahrtrage fuhren wir in die Aufbahrungshalle, wo sich unser Fahrgast von ihrem Bruder in Ruhe verabschieden konnte, bevor der Einzug in die evangelische Kirche startete.
Nach einer wunderschönen Trauermesse fand der Auszug mit musikalischer Begleitung statt.
Bei Schneefall wurde der Sarg in den Leichenwagen geschoben und es war die letzte Möglichkeit, „Lebe wohl“ zu sagen. Unser Fahrgast war stark, kämpfte gegen die Tränen und legte noch eine rote Rose auf den Sarg.
Danach ging es noch zur Zehrung, wo sie sich schon sehr auf das Essen außerhalb des Pflegeheims freute. Ihre Familie setzte sich rund um den Tisch zusammen und trotz der schrecklichen Umstände waren alle froh, dass Frau Edeltraud mit dabei sein konnte. Geschichten von früher, von ihrem Bruder, von ihrer gemeinsamen Kinderzeit wurden hochgerollt und ab und zu gab es auch ein kleines Lächeln.
Am späteren Nachmittag traten wir wieder den Heimweg an. Während der Fahrt schlief unser Fahrgast ganz tief und fest. Im Pflegeheim angekommen bedankte sie sich gemeinsam mit ihrer Tochter für diese Wunscherfüllung. „Was hätte ich bloß ohne euch Engerl gemacht? Gott beschütze euch“…mit diesen Worten wurden wir liebevoll verabschiedet.
Wir sind traurig, dass wir so einen lieben Fahrgast unter solchen Umständen kennenlernen mussten. Sagen aber DANKE, es war uns eine Ehre und wünschen allen Familienangehörigen viel Kraft.